Indien – Frühjahr 2017
Bei einem Fotowettbewerb über 12 Runden, der von der Fotozeitschrift d-pixx und dem Reiseveranstalter Shoestring durchgeführt wurde, wurde mein Bild „Airport“ zum Siegerbild gekürt.
Wie ein Honigkuchenpferd freute ich mich, als ich hörte, dass ich eine 10-tägige Indienreise für zwei Personen (inkl. Chauffeur) gewann.
Ein Land, das vorher für mich als Urlaubsland wohl nie in Frage gekommen wäre, aber unheimlich exotisch, aufregend und farbenfroh klingt.
Doch neben Terminfestlegung, Impfplan erstellen und Visa beantragen kam auch die Beschäftigung mit einer gänzlich anderen Kultur hinzu. Was erwartet uns in Indien?
Mit Reiseführer und Internetrecherche versuchten wir uns auf die Reise vorzubereiten, was, wie wir feststellten, nicht so ist wie in andere Ländern.
An dieser Stelle möchte ich mich bei der Fotozeitschrift d-pixx, insbesondere Heidi und Herbert Kaspar, dem Reiseveranstalter Shoestring, insbesondere bei Frau Ganster, der indischen Reisegesellschaft SITA, und bei Herrn Nierhaus von Fujifilm bedanken für den Gewinn, die Unterstützung und das Bereitstellen von Equipment für die Reise.
Tag 1 – Ankunft Delhi
Unser Flug verlief planmäßig. Nach 8 Stunden Flugzeit landeten wir, meine Frau Andrea und ich, auf einem anderen Kontinent, in Indien in der Stadt Delhi.
Was die Inder nur mit Ihrem Visum haben, abgesehen von den nicht unerheblichen Kosten? Gefühlte 100x sollten wir dieses Dokument vorzeigen.Selbst nach Visumsstempel im Reisepass kontrollierten 5 m weiter nochmals zwei Beamte diesen Stempel auf Richtigkeit und schickten den ein oder anderen zurück zum Visumschalter.
Nachdem wir alle Hürden und Wartezeiten hinter uns gebracht hatten, verließen wir mit unserem Gepäck den Sicherheitsbereich des Airports „Indira Ghandi“
Ein Betreuer der indischen Reisegesellschaft Sita erwartete uns schon mit seinem Schild.
Das war auch gut so, denn jetzt hatten wir einen Ansprechpartner für das erste, was man hier macht: Euros in indische Rupien tauschen und was noch viel wichtiger zur Kommunikation ist: Das Verkaufsgespräch für eine indische SIM-Karte am Vodafon-Shop führen, was nicht so einfach war. Doch, so dachten wir zunächst, war man auch von zu Hause aus gut und günstig über WhatsApp oder Facebook erreichbar.
Das spätere Freischalten über Anruf einer Hotline, unser Ansprechpartner war zu dem Zeitpunkt natürlich nicht mehr da, erwies sich als kleines Abenteuer. Kann ich doch kein Hindi und mein schlechtes Englisch und das genauso schlechte Englisch des Operators ergänzten sich wunderbar.
Raus aus dem Flughafen: Hier ist Sommer. 30 Grad lassen uns den Winter zu Hause schnell vergessen.
Wir gingen zum Parkplatz und lernten Abhishek Singh Bais, unseren Begleiter bzw. Fahrer der nächsten 10 Tage kennen. „Singh“ bedeutet König, und dass man im indischen Kastensystem weiter oben steht, erklärte er uns. Wir „großen“ Europäer stehen dort wohl auch weiter oben.
Kaste
vorrangig aus Indien bekanntes und religiös begründetes und legitimiertes soziales Phänomen der hierarchischen Anordnung und Abgrenzung von gesellschaftlichen Gruppen. Die Herausbildung des indischen Kastensystems fand nach gängiger Einschätzung im 2. Jahrtausend v. Chr. statt.
Die Einteilung nach Sozialstrukturen betrifft vor allem Heirat und Arbeitsteilung. Eheschließungen werden zum großen Teil innerhalb der Kaste organisiert.
Auch wenn es im modernen Indien starke Tendenzen zur Liebesheirat gibt und selbst arrangierte Ehen Kastenschranken überwinden, so haben doch die traditionellen Regeln ihre Bedeutung keineswegs verloren.
Die Zuordnung einer Person zu einer Kaste sagt wenig über ihren Wohlstand aus.
In der Anfangsphase wurden zwei Gruppen (Varnas, Sanskrit „Farbe“) nach hellerer und dunklerer Hautfarbe unterschieden. In späteren Texten wird die hellere Gruppe in die drei Schichten Brahma (Priester), Kshatra (Krieger) und Vis (gemeines Volk) eingeteilt.
Darunter stehen die „Unberührbaren“, auch als Paria oder Harijans bekannt.
Die Kastenzugehörigkeit des Individuums wird durch die Geburt bestimmt, wobei Ein- oder Austritt nicht möglich sind.
In Indien sind heute alle durch das Kastenwesen bedingten Benachteiligungen gesetzlich verboten. Trotzdem ist das Kastenwesen aus dem praktischen Leben nicht völlig verschwunden, besonders, da es noch heute wichtige soziale Aufgaben erfüllt.
frei aus WIKIPEDIA
Delhi ist nach Bombay die zweitgrößte Stadt Indiens. Und das ist richtig groß!
Eine Stunde Fahrtzeit benötigten wir mit vielen neuen Eindrücken vom Wegesrand zu unserem Hotel.
Vom Hupen der indischen Autofahrer hat man ja schon viel gehört, doch dazu später.
In unserem Suzuki stehen bzw. hängen zwei Plastikfiguren eines Monkey Gottes (Affengott), der fliegen kann. Der Affengott Hanuman ist der Sohn des Windes. Der mächtige Affe half im Krieg gegen das Böse. Solche Figuren der verschiedensten Götter begegnen uns auch immer und überall auf unserer Reise.
Im Hotel „Maidens“ wurden wir mit einem traditionellen Lassi (indisches Joghurtgetränk) begrüßt. Kann man den trinken? Milchprodukte sollte man doch meiden um möglichst keine Magenprobleme zu bekommen. Genauso wie Trinkwasser aus unverschlossenen Gefäßen!
Doch bevor wir zum Trinken ansetzen konnten, bugsierte man uns zu unserem Zimmer.
Nächstes Problem: Trinkgeld!
In Indien ist es üblich jedem, für jeden kleinen Gefallen ein kleines Trinkgeld (Tip) zu geben.
Hotelangestellte erwarten ein Trinkgeld für das Transportieren des Gepäcks und andere kleine Dienste. Der Lohn in indischen Hotels und Restaurants ist sehr gering (mit Ausnahme der teuren Hotels) und das Trinkgeld ist nötig, um das Gehalt aufzubessern. In billigen Restaurants ist Trinkgeld ein unbekanntes Phänomen. Taxi- und Motorrikscha- Fahrer erwarten kein Trinkgeld. Das gleiche gilt auch für die Fahrrad- Rikscha- Fahrer. Die armen Fahrer freuen sich jedoch sehr über ein paar extra Rupien.
Wir hatten aber vom Devisentausch nur große Scheine, obwohl wir kleine verlangt hatten. Dann müssen wir das mit dem Tip später nachholen. Kleine Scheine für Tipps zu bekommen, stellte sich während der ganzen Reise als Herausforderung dar.
Auf nach Delhi! Wir wollen etwas Stadt und Menschen sehen.
Die bunte Kleidung der Inder fällt auf. Indien steht ja auch im Ruf ein buntes Land zu sein. Menschen mit oder ohne Turban, weiß oder bunt, Sikhs, Moslems, Christen und vor allem Hindus. Hier können die Religionen gut miteinander und untereinander auskommen. Das gefällt uns.
Jeder wird von jedem akzeptiert und respektiert, haben wir zumindest den Eindruck.
Unser erstes „Sightseeing“-Ziel war das Humayun-Mausoleum, das uns zur Nachmittagszeit empfohlen wurde, da es dann in einem schönen Licht erstrahlen soll. Ein wirkliche Empfehlung. Uns hat es hier sehr gut gefallen.
Zurück zum Hotel in der Rushhour macht‘s Spaß, da man nicht selber fahren muss. Auch Fahrad fahrende Inder auf der Gegenspur und häufig quer über die Straße laufende Personen sind allgegenwärtig. Eine Frau, die in der normalerweise dreispurigen, jetzt aber fünfspurigen Straße im Verkehrsfluss mitgeht, scheint normal zu sein und niemanden zu stören. Oder doch? Ich weiß es nicht, denn gehupt wird immer, mit oder ohne Grund.
Mittendrin im Verkehr! Stop and go. Traut sich da wirklich jemand rückwärts 200 m zurück zu fahren um die letzte verpasste Ausfahrt zu nehmen? Egal, jeder achtet hier auf jeden. Oh, wieder eine Fahrradrikscha im Gegenverkehr. Ist wohl der kürzere Weg!
Und mittendrin, am Wegesrand, an den Sehenswürdigkeiten, eigentlich überall: TucTucs. Kleine dreirädige Vehikel zur Personenbeförderung mit Zweitaktmotor und dem allgegenwärtigen Geräusch „Tuc, tuc, tuc,tuc…“
Eine Ampel! Wir stehen und von allen Seiten klopfen Bettler, d.h. meist alte Frauen, Mütter mit Babys und kleiner Kinder an die Scheiben um ein paar Rupien zu erhaschen, oder aber Verkäufer, die Billigst-Artikel an den Mann bringen wollen.
Man stelle sich in Deutschland eine stark befahrene Bundesstraße vor. Dort sitzen Menschen auf den Bordsteinen oder zwischen sich zwei kreuzenden Straßen und leben und schlafen dort zum Teil auch.
Upps, an der stark befahrenen Straße hängt weiße Wäsche. Oh, das sind Hotelhandtücher. Na ja, so lange sie nicht von unserem Hotel sind…
K.O., wieder im Hotel, haben wir uns unser Essen auch auf’s Zimmer kommen lassen, um schnell ins Bett fallen zu können und die Augen zu schließen, kurz nachdem wir uns überlegten, was wir uns morgen nach dem geplanten Fotoworkshop hier in Old Delhi ansehen können.
Den Hotel-Pool möchte ich morgen früh auf alle Fälle testen!
Tag 2 – Old Delhi
Mit dem Pool klappt nicht, das zieht sich leider durch unsere ganze Reise. Entweder sind wir nach Ankunft im Hotel gleich wieder unterwegs, oder abends zu spät zu Hause. Ab 18:30 Uhr ist es hier dunkel, wie zu Hause ja auch.
Um 9 Uhr haben wir einen Fotoworkshop mit einem localen Fotografen als Guide.
Old Delhi erschlägt uns von Menschen, Gerüchen, Hupereien etc.
Häuser zerfallen unter den Augen ihrer Bewohner. Meist arbeiten die Menschen im unteren Erdgeschoss, während die oberen Stockwerke verfallen. Und doch leben auch dort Menschen!
Auch etwas, was mich irritiert: Hunde schlafen tagsüber meistens mitten im Weg mit einer phänomänalen Ruhe und wenn sie herumstreunen, betteln sie nicht, sondern nehmen, was eh rumliegt bzw. was sie von Menschen bekommen. In Germany unvorstellbar. Ich dachte immer das bettelnde liegt in der Natur der Hunde, aber es scheint doch eher eine Erziehungssache zu sein bzw. wie die Tiere es gewohnt sind, da sie so aufwachsen sind.
Ich kann mir jetzt ein wenig vorstellen, wie sich ein Flüchtling fühlt, wenn er aus einer ganz anderen Kultur zu uns nach Deutschland kommt. Vieles kann man nicht begreifen, weil man es so nicht kennt oder anders kennt. Man setzt seine erlernten Verhaltensweisen als „Richtig“ voraus und stellt anderes in Frage. Und so ist es wohl auch umgekehrt…
Und hier gibt’s Kühe. Eingesetzt als Zugtiere oder freilaufend. Tagsüber fressen sie sich irgendwo durch und abends kehren sie zu ihrem Besitzer zum melken zurück.
Die in Indien heiligen Kühe sehen wir überall. Herumstehend, liegend, schlafend. Egal wo: auf der Straße, in den Gassen, auf dem Bürgersteig.
Dreck in den Städten, Plastikmüll. Unvorstellbare Mengen liegen überall herum und sind allgegenwärtig. Einer kehrt es dem anderem vor die Tür und wieder zurück, wenn überhaupt gekehrt wird. Da besteht ein großer Bedarf der Müllentsorgung, da Kunststoffe ja auch eher unverrottbar sind. Manche Tiere fressen auch den Müll und bekommen andere Probleme.
Wir wandern durch die verwinkelten Gassen und sehen unglaublich viele Geschäfte, die alles verkaufen, was man sich vorstellen kann, oder auch nicht. Verfallene Orte und unglaublich herausgeputze Läden, die vor Prunk und Schnörkel nur so strahlen! Stolze Inhaber winkten mich manchmal sogar herbei, damit ich Bilder ihres Geschäftes machte.
Die Unterschiede sind stellenweise schon krass.
Wir sehen viele Straßenläden und jetzt fing es an, was uns die ganze Reise begleitete: „Would you see my shop? Come in! Only looking, not buy!“; Ich kann’s bald nicht mehr hören. Keine Minute um sich mal in Ruhe die Warenauslagen anzuschauen. Wir dachten in Old Delhi wäre es schlimm, doch wir kommen ja auch noch nach Jaipur…
Die überirdische Stromversorgung (öfter gibt’s hier Stromausfälle) ist unglaublich. Mich wundert‘s, dass hier niemand (inkl. der herumstreunenden Affen) einen Stromschlag abbekommt! Sogar Wäsche wird über die z.Tl. tiefhängenden Kabeln getrocknet.
Wir entscheiden uns nach dem Workshop noch länger hier zu verweilen, was später zu einem kleinen Problem wurde. Unser Fahrer hatte sich beim notieren seiner Handynummer verschrieben und wir konnten keinen Kontakt zu ihm aufnehmen. VERLOREN in Indien!
Auf der Suche nach „gesunder“ Nahrungsaufnahme und in der Hoffnung einen deutschsprechenden Europäer zu finden, um vielleicht telefonieren zu können, landeten wir im McDonalds. Auch um vielleicht europäisches Essen und eine Toilette vorzufinden. Weit gefehlt. Zwei mal negativ! Doch eine andere Welt in Indien.
Ein freundlicher Inder stellte uns sein Handy zur Verfügung, doch auch damit war die Nummer des Fahrers nicht erreichbar. Dieser meinte jetzt, dass die Telefonnummer wohl falsch ist.
Der örtliche Betreuer der Reisegesellschaft attete mich auf Facebook. Unsere Rettung. Ich konnte ihm so über den Messenger schreiben und ihm unsere Lage erklären, so dass er für uns einen Treffpunkt mit unserem Fahrer ausmachen konnte.
Etwas erleichtert kehrten wir so zur Freitagsmoschee Jami Masjid zurück.
Dies ist die größte und auch vielleicht schönste Moschee von Indien. Sie stammt aus dem 17.Jahrhundert. Die beiden 40 Meter hohen Minarettenbieten eine tolle Aussicht auf Old Dehli. Soweit der Reiseführer. Doch aus verschiedensten Gründen konnten wir das nicht ausprobieren.
Ich muss sagen, hier begegneten uns ausnahmsweise unfreundliche Menschen, die sofort 300 Rupien Fotogebühr wollten, Andrea einen Umhang aufzwingen, obwohl sie selbst einen dabei hatte und….(Ich möchte nicht zu weit abschweifen)
Auch hier: Bettelnde Frauen und Kinder – „Take a picture, please“, man soll ja rigoros sein und Kindern kein Geld geben, da diese zum Betteln gerne vorgeschickt werden, statt eine Schule zu besuchen.
Auch ein stalkender Fahrrad-Rikschafahrer blieb uns leider unangenehm in Erinnerung. Unglaublich, dass man einen Menschen unter so vielen nicht „abhängen“ kann. Er schien überall dort zu sein, wo wir auch waren und ging uns gehörig auf den Keks.
Fotografisch ist Indien bzw. hier Old Delhi eine Herausforderung! Objektive wechseln in der Staub-/Smokwolke war sehr ungünstig, also konnte ich das seltener tun, wie ich dachte. Dreck auf dem Sensor war vorprogrammiert.
Schlimmer war aber mein Akkuverbrauch der spiegellosen Kamera. 4 Akkus in 10 Stunden. Unglaublich. Da muss ich für die Zukunft etwas umdenken und mir noch Ersatzakkus besorgen.
Dann unsere erste Fahrt auf einer Fahrrad-Rikscha (NICHT unser Stalker!), um uns ins rote Fort zu bringen. Ein Ort mit mehr Ruhe! Dachten wir. Jede Menge Inder kamen wieder auf uns zu und wollten Selfies mit uns. Wir sind Exoten und begehrte Fotoobjekte. Es fängt aber auch langsam an zu nerven.
Erbaut wurde das rote Fort zwischen 1638 und 1648 von Shah Jahan. Die zwischen 18 und 33 m hohen Mauern sieht man schon von weitem und stehen schwer mit dem rotem Sandstein in der Stadt. Es ist das größte zusammenhängende Gebäude Delhis. 2007 wurde es zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Um dort hineinzukommen, müssen wir zunächst durch Sicherheitskontrollen. Geräte, die fast zusammenfallen, aber es ist eh kein Aufpasser da.
Einheimische wollen Selfies mit uns, lol. Männer schleppen ihre Frauen mit uns zusammen aufs Bild. Diese sahen dabei nicht immer ganz so glücklich aus. Auch kleine Kinder und Babys hatten eher ein wenig Angst vor uns fremdartigen exotischen Wesen.
Nach unserem Sightseeing treffen wir am Abend unseren Fahrer am Parkplatz des roten Fort und jetzt geht’s zurück zum Hotel.
Unser Fahrer berichtet uns, dass es ca.250 km nach Nawalgar wären, aber dafür 6 Stunden in einer abenteuerliche Fahrt benötigen werden.
Wir sind gespannt. Um 8 Uhr geht‘s los.
Tag 3 – Dehli Nawalgarh
Nawalgarh! Na ja, nicht sofort! Früh morgens verließen wir New-Delhi und fuhren noch kurz am India Gate, einem Kriegsmahnmal des ersten Weltkrieges vorbei.
Tschüß Delhi, in acht Tagen sind wir wieder da! Auf geht’s durch die tollen Landschaften Richtung Rajasthan.
In den acht Stunden Fahrtzeit erlebten wir Indien pur. Wechselnde Landschaften von sehr grün bis äußerst karg wechselten sich ab. In den kargen Gegenden wurde viel Ton zu Ziegeln verarbeitet. Überall stapelten sich Ziegelsteine an den vielen Ziegeleien längs der Straßen.
Eine Baustelle. Eine halbe Spur stand über 5 km zur Verfügung. Straße wäre übertrieben. Schlangenförmige Sandpiste mit Gegenverkehr ohne Ampelregelung. Doch es regt sich niemand auf. Warum auch? Unser Fahrer musste sich schon arg konzentrieren die Hindernisse entsprechend zu umfahren.
So viel gibt es hier unterwegs zu sehen. Schafe, Ziegen, Hunde und vor allem Kühe. Jede Menge Tiere.
(siehe den Anhang unten zum Thema Wiedergeburt)
Zwischendrin immer wieder Straßenstände mit unglaublichen Mengen an Obst, Gemüse und anderen Dingen. Ich frage mich immer, wer die ganzen Waren kaufen soll?
Man merkt, dass man nach Rajasthan kommt. Die Frauenkleider werden immer bunter.
Muslimische Frauen sind verschleiert, aber nicht immer schwarz. Schleier auch in den buntesten Farben sieht man hier.
Typische Bilder, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, rauschten an uns vorbei.
Überall Tempel in allen Größen, meist sehr klein, oder als buntes Zelt. Auf jedem Berg steht in dieser Gegend ein Tempel, der dem einen oder anderen Gott der Hindus geweiht ist.
Wir begegnen auf unserer Fahrt immer wieder Pilger. Hunderte Kilometer wandern sie von Tempel zu Tempel.
Mit Musik. Sehr lauter Musik. Wir kennen das in Germany von Fastnachtsumzügen, zumindest von der Lautstärke her.
Jeder Ort scheint auch einen eigenen „Umzugswagen“ zu haben, eingepackt in Glanz und Glitter und vor allem Bunt. Diese Lautstärke ist unglaublich.
Unser Fahrer taute auch immer mehr auf und wir erfuhren von ihm einiges über Indien, seine Familie und die indischen Kultur. Kein leichtes Leben. Er konnte (unter Wiederständen der Familien) seine Freundin aus Schultagen heiraten. Eine Heirat aus Liebe. Normalerweise werden die Bräute von der Familie bestimmt. Und er wird bald Vater, wie er uns berichtet.
Immer wieder überraschen uns neue Motive auf der Straße und am Straßenrand.
Toilette? „Only 20 Minutes!“. Die indische Zeitrechnung funktioniert anders! Nach ca. einer Stunde (gefühlten 3 Stunden) mit einer vollen Blase, Mittagspause in einer Touristenstätte. Endlich auf die Toilette und dann etwas essen.
Die Mehrzahl der indischen Restaurants, vor allem die einfachen, kocht nur vegetarische Speisen. Da Hindus kein Rindfleisch essen (heilige Kühe!), Muslime kein Schweinefleisch (unrein!), bleiben ohnehin nur Geflügel- und Schaffleisch übrig.
Die Stärke der indischen Küche liegt in der phantasievollen Zubereitung von Gemüsen. Die Gemüsesorten sind dieselben wie in Europa, dazu kommen viele Hülsenfrüchte: verschiedene Linsenarten, Bohnen und Kichererbsen. Bei der Zubereitung erfinden indische Köche Gewürzkombinationen in den abenteuerlichsten Varianten: Zimt und Koriander im Blumenkohl, Senfkörner an den Kartoffeln, Ingwer bei den Mohrrüben. In gehaltvollen, gewürzten Saucen, Curry genannt, werden dann zumeist die Gemüse oder das Fleisch gegart. Es gibt auch trockene Reisgerichte, die Fleisch, Gemüse oder Nüsse enthalten (biriyani). Zum Curry isst man Fladenbrote (rotis), meist chapattis aus Weizen- oder Gerstenvollkornmehl, seltener aus feinem Weizenmehl (nan). (Zitat SZ)
Hier am Restaurant sahen wir auch wieder Frauen bei der Schwerstarbeit am Bau. Das ist in Indien gelebter Alltag. Die Männer arbeiten im Dienstleistungsgewerbe als Verkäufer, Hotelboy, Wäscher etc. und die Frauen auf dem Feld, auf Baustellen….
Baustellen und Gerüste sehen hier auch etwas anders aus als in Germany.
Die Fahrt dauerte doch länger als gedacht. Am sehr späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel „Roop Niwas Kothi“.
Traditionell wurden wir mit einem Lassi und einem „Bindi“, also einem roten Punkt auf der Stirn begrüßt.
Nach einem anstrengenden Reisetag ein wunderschöner Ort zum relaxen.
Das Hotel ist älteren Baujahrs und im Stile einer Palastanlage gehalten. Auch die rajasthanischen Wappentiere, die Pfauen sah man hier.
Beim Kofferauspacken waren Andrea einige Kleidungsstücke verknickt.
Was ist passiert? Im Koffer war alles verrutscht. Wir fragten nach einem möglichen Aufbügeln, und derselbe alte Mann, der schon unsere Koffer in unsere Zimmer schleppte, eilte sofort hinfort ins Dorf um dort zu fragen ob zu dieser Zeit noch jemand bügelt. Leider vergeblich.
Was sollen wir so spät hier in Nawalgarh noch angehen? Nach checkin etc. war es zu spät um noch die Halvelis (alte Kaufmannshäuser, für die Nawalgarh berühmt ist) anzuschauen.
Also begaben wir uns zu Fuß ins Dorf. Ein Ding der Unmöglichkeit in Indien, denn jeder nutzt eine Rikscha. Abermals wurden wir von den Einheimischen bestaunt, die uns auch gleich Restaurant und Guide vermitteln wollten.
Kurz vor dem zu Bett gehen fiel dann auch zum ersten Mal der Strom aus. Auch diese Situation wurde im Reiseführer schon beschrieben. Doch das Hotel ist gewappnet und schmiss gleich einen riesigen Generator im Garten an.
Einen Vorteil hatte es, zumindest kurzfristig: die laute Musik aus der Nachbarschaft (Zeremoniemusik inkl. Trommeln) riss ab und es wurde ruhig. Nicht lange! Doch unsere von Deutschland mitgebrachten Ohrenstöpsel leisteten uns bis 4 Uhr in der Früh gute Dienste.
Morgen schauen wir uns dann die Havelis an!
Anhang:
Wiedergeburt im Hinduismus
Dem Glauben des Hinduismus nach stirbt zwar der Körper, nicht aber die Seele. Die Seele folgt dem Pfad des vorhergegangenen Lebens und kehrt in einen neuen Körper ein. Dabei greift das Prinzip des Karma, das besagt, dass jeder Mensch sein zukünftiges Leben im hier und jetzt selber bestimmt. Wird jemand krank geboren, so hat er im letzten Leben schwere Verfehlungen begangen. Wird jemand reich geboren, so hat er sich im letzten Leben verdient gemacht.
Das Kastensystem zeigt den Menschen die gesellschaftliche Stellung auf, aus der sie im jetzigen Leben nicht entfliehen können. Daher auch die Motivation, sein Leben besonders gut und fromm zu leben, damit das nächste Leben besser wird. Von daher wird ein schlechtes Leben auch nicht als Bestrafung Gottes angesehen sondern als Konsequenz der eigenen Verfehlungen.
Gott Krishna erklärt: „Zum Zeitpunkt des Todes stirbt der Körper, die Seele aber stirbt nie. Die Seele verlässt den Körper und kehrt in einen Neuen wie ein Körper seine Kleidung wechselt. Die Seele ist auf ewiger Wanderschaft und nimmt sich eine unendliche Anzahl von Körpern, bis alle Karmas erschöpft sind, die der Seele anhängen.“
Tag 4 – Nawalgarh – Pushkar
Hey, das macht Spaß. Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit in einem solch fernen exotischen Land seinen Urlaub zu verbringen?
Dank shoestring ist die Reise gut durchgeplant, so dass wir nur unsere Sightseeing Ziele setzen müssen.
Wir fuhren gleich nach dem Frühstück ins Dorf. Nawalgarh ist für seine Fresken und Havelis bekannt und wird als goldene Stadt von Rajasthan betrachtet. Die Stadt wird von einer Mauer und vier Toren umgeben.
Wir schauten uns ein paar dieser Kaufmannshäuser an. Zugleich waren wieder die selbsternannte „Guides“ zur Stelle, die uns alles zeigen wollen.
Eines der Häuser wurde sehr schön restauriert. Dieses besichtigten wir auch von innen, um einen Einblick in das frühere Leben dort zu bekommen.
Anschließend, die Zeit drängte etwas, ging’s auf den Weg nach Pushkar.
Unser Fahrer, so hatte ich das Gefühl, kannte den Weg nicht wirklich. Aber die Richtung stimmte wohl und aus diesem Umstand heraus sahen wir auch wechselnde Landschaften und allerlei am Wegesrand, was wir ansonsten wohl nicht gesehen hätten.
Wüste, Wiesen und Felder; engste Gassen in Ortschaften; altes Handwerk in den offenen Häusern. Unglaublich, wie die Menschen hier leben!
Auch schwarze Kamele kannte ich bis dato nicht!
Zum Teil fuhren wir über Sandpisten. Manche unserer (deutschen) schlechtesten Feldwege sind dort gute Straßen.
Nach einigen Stunden erreichten wir unser Luxusresort, das Hotel „Dera Masuda“. Vom Balkon hatten wir einen schönen Blick auf die Berge und einen sehr schönen Pool. Werde ich heute darin schwimmen können?
Leider ist das Hotel etwas weit vom Zentrum entfernt, so dass wir nach dem einchecken wieder unseren Fahrer bemühen mussten.
Doch bevor wir uns in die Stadt aufmachten, wollte ich an der Rezeption unsere nicht abschließbare Balkontür reklamieren.
Sofort eilte ein Angestellter mit auf unser Zimmer und versuchte die Tür abzuschließen; vergeblich! Er meinte schließlich lediglich: „nix kaputt! Lässt sich nicht abschließen! Ist normal!“. Typisch Indien.
Auf nach Pushkar „City“.
Ziel: Erst ein Geldautomat, ein sogenannter „ATM“, denn wir benötigen etwas Bargeld.
Die Geldautomaten sind meist in winzigen Hausnischen verbaut und relativ gut zu finden. Ob sie geöffnet sind, Geld haben und überhaupt funktionieren ist etwas anderes.
In Jaipur konnte ich erst am dritten ATM Geld abheben.
Doch hier? Ich schob meine EC Karte in den Schlitz und versuchte den Anweisungen zu folgen. Vergeblich. Dann holte ich meine Mastercard heraus und probierte dasselbe. Vergeblich. Draußen stand ein indisches Pärchen, das sah, was los war und mir helfen wollte. Die Inder sind meist sehr freundlich und hilfsbereit. Sie probierten es mit ihrer eigene Karte: kein Problem. Ich probierte es mit meiner: Fehlanzeige.
Also, tief durchatmen, Andrea und der Fahrer warten ein paar Meter entfernt und wissen gar nicht, welches Problem ich habe. Neuer Versuch: Karte rein, Geheimzahl, Betrag eingeben, und:
Es funktioniert! Jetzt waren wir wieder ein wenig flüssiger.
Nächste Ziel: Ein Tempel oben auf dem Berg.
Dort möchten wir hin. Die Seilbahn würde das ganze erleichtern, doch wir wollen uns nach der langen Fahrt auch etwas die Beine vertreten und gehen zu Fuß die neu gebaute Treppe hinauf.
Es sieht ein wenig Baustellenartig aus! Esel tragen Steinplatten im Rudel nach oben. Ein Hund begleitet sie.
Haben wir etwas übersehen? Auf halber Strecke ist die Treppe so gut wie gesperrt und man kann zunächst nicht ausweichen. Also peinlicherweise an den Arbeitern in der Baustelle vorbei weiter nach oben.
Wir blicken zurück und genießen die weite Aussicht und sehen noch mehr Touristen etwas unterhalb unseres Weges. Naja, dann sind wir nicht die einzigen, die diesen Weg wählten.
Oben erwartet uns ein sogenannter Monkey-Tempel.
Ich sage mal so: „Die Aussicht ist hier schön!“
Mit der Seilbahn ging‘s wieder Bergab. Wir wollten nicht wirklich nochmal durch die Baustelle gehen.
Ein Kamelritt ist schon sehr speziell und abenteuerlich. Unterwegs begegneten wir einer Folkloregruppe und einem Feuerspucker. Unser Kameltreiber beteiligt sich direkt am Zwiebelschneiden zur Essensbereitung (für eine andere kleine Reisegruppe), während wir den Klängen lauschen und aufgefordert werden mitzutanzen. Bleiben wir hier länger? Ist die Pause beabsichtigt? Egal, wir genießen die Musik und den Tanz.
Die Zeit schreitet voran, es wird schnell dunkel und wir haben noch eine gute Strecke vor uns zu reiten. Dadurch bedingt steigen unsere Kamelführer mit auf unsere Kamele auf, damit es etwas schneller geht.
Nach einem guten Essen vor einem Restaurant am See und einem kleinen Spaziergang dort, überreichte uns unser Fahrer ein Geschenk: Cola und rajasthanischer Whiskey!
„my pleasure for you“.
Mit einem Cola-Whiskey auf dem Balkon unseres Hotelzimmers konnten wir den Abend ausklingen lassen.
Morgen geht’s nochmal an den See, auch in der Hoffnung mal einen Sadhu (heiliger Mann) zu sehen, bevor wir weiter nach Jaipur fahren.
Tag 5 – Pushkar – Jaipur
Unser schlechtestes Frühstück bekamen wir hier im Luxusresort! Man wußte gar nicht, was man essen sollte. Und der Kaffee? Reden wir nicht drüber…..
Wir wollen gerne in die City und uns diese anschauen.
Die kleine Stadt Pushkar ist eine der heiligsten Orte für die Hindus.
Unser Ziel: Die Ghats (Badetreppen) am See und der Ort als solches mit dem Brahmatempel.
Diese Ghats wurden von den Fürsten von Rajasthan erbaut. Brahma Ghat, Gau Ghat und Varah Ghat sind die drei wichtigsten. Sie sind Hauptattraktion von Pushkar, und dienen den Pilgern als Badeplatz. Die Pilger vollziehen ihre Rituale in dem festen Glauben, sich damit von den Sünden ihres Lebens reinzuwaschen. Die Pilger tauchen unter im Wasser. Sie reinigen sich, spülen Mund und Zähne, gurgeln oft lange mit dem heiligen Wasser – da wundert es, dass keine Krankheiten und Seuchen entstehen.
Auf den Ghats erheben sich viele kleine Tempel und erstrahlen im sanften Licht der aufsteigenden Sonne.
Nebenan, direkt am See, stehen einige Kühe rum. Affen springen fröhlich durch die Gegend. Dazwischen: all die Gläubigen.
Viele der Pilger kommen auch, um hier das letzte Rituale für einen Verstorbenen aus dem Familien – oder Bekanntenkreis zu vollziehen.
Einige lassen Blattboote mit Blumen, einem Öllicht oder Kerzenstummel den See hinunter treiben und schicken ihre Gebete, Wünsche und Hoffnungen auf den langen Weg zu den Göttern.
Von den Ghats aus gingen wir zu den Gassen Pushkars und begegneten hier einigen sehr interessanten Menschen.
Nachdem wir viel gesehen und auch fotografisch festgehalten haben, machten wir uns auf den Weg nach Jaipur.
Vorher aber noch einen kleinen Abstecher zu einem Sikh-Tempel. Vor dem Gebäude: der reinste Dreck in den Straßen. Im Gebäudekomplex: feinster Marmor und Sauberkeit. Hier fand gerade eine kleine (wie immer lautstarke) Zeremonie statt.
Viele Straßenszenen waren für uns Europäer einfach unglaublich. Das Leben findet hier auf den Straßen statt!
Ein weiterer Industriezweig, den wir auf diesem Weg sehen, ist die Gewinnung von Brenn- und Heizmaterial. Hierzu werden die Kuhfladen gesammelt, zu großen flachen „Scheiben“ geformt und in der Sonne zum trocknen ausgelegt.
Unterwegs hielt unser Fahrer an, um Affen und Kühe zu füttern. Eine Eigenschaft der Inder besteht darin ihre heiligen Tiere am leben zu lassen. Selbst Menschen, die so gut wie nichts haben, geben immer noch an die Tiere Nahrung ab. Schließlich könnte man ja selbst als Affe oder Kuh wiedergeboren werden.
Unser Hotel in Jaipur war das „Ikaki Niwas“. Ein freundliches kleines Hotel (Homestay), bei dem alles sehr familiär zuging. Hier fühlten wir uns sehr wohl.
Nachmittags sollten wir noch Elefanten streicheln, Elefanten beim schwimmen zusehen und eine Textilfabrik besichtigen.
Doch das möchte ich hier aus verschiedenen Gründen nicht groß dokumentieren….Teppiche wollten wir auf keinen Fall kaufen. Unser Fahrer bekam etwas Ärger mit uns, was wir dann aber auch mit ihm klären konnten.
Anders als in den anderen bisher gesehenen Städten scheint sich jemand auf die Fahne geschrieben zu haben das Jaipur sauberer sein soll als andere Städte.
Es gibt hier eine Art Müllabfuhr, also Leute, die den Müll zu Haufen zusammenrotten und dann mit einem LKW (mit der Schippe aufgeladen) abfährt.
Einige Menschen kehren sogar vor ihrem Laden die Straße, also den Müll zum Nachbarn, und dieser kehrt ihn wieder zurück J
Weiter ging‘s zur beeindruckenden Festung Amber Fort, die nördlich von Jaipur hoch oben auf einem mächtigen Felsen thront
Only looking! Fotostop, um das Licht für Fotos zu nutzen. Morgen früh werden wir die Festung besuchen.
Auf dem Rückweg legten wir einen kleinen Fotostop am Wasserschloss JalMahal ein.
Jetzt geht’s zum Essen. Unser Fahrer hat uns eine Location mit „Abendprogramm“ organisiert.
Der Garten ist mit Fackeln beleuchtet und auf einer kleinen Holzbühne werden indische Tänze vorgeführt. Die Musikgruppe gibt sich sehr viel Mühe und bietet ein gutes und abwechslungsreiches Programm.
Morgen fahren wir wieder zu Amber Fort und wollen anschließend die Stadt besichtigen. Wir sind schon sehr gespannt zu sehen, wie die ehemaligen Herrscher Indiens, die Maharathas, lebten.
Tag 6 – Jaipur
Nach einem fantastischen Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels fuhren wir zuerst an Jaipurs Hauptsehenswürdigkeit, dem Hawa Mahal (Palast der Winde)vorbei.
Das ungewöhnliche Gebäude mit seinen zahllosen verzierten Fenstern und Balkonen war einst den Haremsdamen des Königs vorbehalten, um ungestört das bunte Treiben auf den Straßen zu beobachten.
Die Hauptstadt Rajasthans ist auf Grund der Farbe ihrer Altstadthäuser auch als Rosarote Stadt bekannt.
Unser eigentliches Ziel heute morgen ist das Amber Fort, der ursprüngliche Herrschersitz der Maharajas. Dort angekommen war der Prunk vergangener Zeiten noch zu sehen und auch zu spüren.
„Es war Fürstenpalast der Kachchwaha-Dynastie, bevor Jaipur zur Residenzstadt wurde. Als besonders sehenswert gilt der Spiegelsaal, ein Teil des Diwan-i-Khas, dessen Inneres mit einer Vielzahl von kleinen Spiegeln dekoriert ist, die auch die im bengalischen Stil gestaltete Decke überziehen. Die Wände und Pfeiler des Palastes sind vollständig mit weißen Marmorplatten verkleidet; die Säulen sind aus massivem Marmor.“ (aus WIKIPEDIA)
Alleine die vielen Elefanten, die Touristen zum Palast brachten, beeindruckten.
Wir wählten aber den kurzen Fußweg (die Elefanten gehen einen längeren Weg) und sahen dort auch schon so einiges. Wieder mussten wir auch für Selfies herhalten.
Jeder Elefant „verschönt“ worden indem man ihm mit Hennafarben die Stirn und den Rüssel bemalt hat.
Vor einigen Jahren sind hier oft Unfälle mit den Elefanten passiert. Sie mussten den ganzen Tag in der prallen Sonne bergauf und bergab gehen und wurden häufig vor Erschöpfung aggressiv. Heute sagt das Gesetz, dass jeder Elefant nur zweimal am Tag die Strecke gehen darf.
Nach Kauf der Eintrittskarten starten wir unsere Besichtigungstour und sind zuerst beeindruckt von den Mosaiken und Spiegelsälen.
Alleine der Vorplatz, auf dem früher Gäste nach dem Elefantenritt begrüßt wurden, ist unglaublich groß.
Kaum im Palast drin, fängt uns ein „Guide“ ab, der uns an „unbekannte“ Plätze bringt mit einer schönen Aussicht. Klar, dass er ein TIPP dafür haben möchte.
Ok, die Aussicht war auch gut und vor allem war der Platz ruhiger, da wie jede Sehenswürdigkeit hier, es von Besuchern nur so wimmelt….
Auf dem Rückweg machten wir am Fuße eines kleinen Bergs halt um uns auf den Weg zu einem Affentempel zu machen. Doch leider haben wir unser Ziel nicht ganz erreicht, aber allein der Ausblick über Jaipur entschädigte uns dafür.
Ein paar Affen begegneten uns trotzdem, die wir mit bei „Guides“ gekauften Nüssen fütterten.
Und wieder einmal, auf einer relativ kurzen Strecke, kamen wir an zwei Tempeln vorbei.
Jaipur City – durch die Gassen
Wir wollten wieder ins Stadtleben eintauchen. Der Stadtpalast schauten wir uns nur von außen an, um mehr Zeit für die engen verwinkelten Gassen zu haben, in denen sich ein Geschäft nach dem anderen befindet.
Hier wiederholt sich das Werben um Kundschaft wie in Delhi auf’s Neue, aber viel krasser: „Would you see my shop? Come in! Only looking, not buy!“; Ich kann’s bald wirklich nicht mehr hören. Keine Minute um sich mal in Ruhe die Waren anzuschauen. Alle 5 Meter wurden wir von „Fängern“ angequatscht.
Überall wurden Farbpulver und Wasserspritzen verkauft um sich an dem Fest gegenseitig einzufärben. Auch gehört zu dem Fest das Sammeln von Holz um ein großes Feuer zu entfachen, was in dieser trockenen Zeit in den Städten durchaus zu ersthaften Bränden führen kann.
Im Cafe „Palast View“ fanden wir eine kleine Ruhestätte, an der man auch essen und trinken konnte. Und man konnte den Blick auf den Palast der Winde in Ruhe genießen.
Gegen Abend besuchten wir den Birla Mandir Tempel.
Eigentlich sollte hier eine Zeremonie sein, die aber aus welchem Grund auch immer nicht stattfand. Aber auch ohne Zeremonie war er sehr sehenswert. Farblicht eher schlicht gehalten, wenn man bei Marmor von schlicht reden kann.
Wieder ging ein Tag schnell zu Ende. Morgen geht’s nach Rathambore und auf Tiger-Safari. Werden wir einen Tiger zu Gesicht bekommen?
Tag 7 – Jaipur – Rathambore
Heute sind wir zunächst mal wieder auf Indiens Straßen unterwegs und sammeln neue Eindrücke. Wir begegnen verschiedenste Tempeln, buntesten LKWs und verschiedensten Menschen.
Zur Ehren des Gottes Hanuman ist heute ein Blumenkranz am Armaturenbrett unseres Autos angebracht.
Es geht nach Rathambore. Heute Mittag möchten wir dort in einem Naturreservat eine Tigersafari machen.
Landestypisch begrüßt wurden wir im Hotel mit einem Blumenkranz und einem frischen Lassi (indisches Joghurtgetränk), den wir sogar getrunken haben und der phantastisch schmeckte.
Nach dem einchecken geht’s gleich los.
„Riding on the Jeep“, war das Motto. Wir sammelten an einem anderen Hotel noch zwei Mitfahrer ein und fuhren zu einer bestimmten Zone des Nationalparks.
Diese kann man sich leider nicht aussuchen. Die Fahrer kommunizieren untereinander, wo Tiger sein könnten, und so begann unser abenteuerlicher „Ritt“ auf einem Jeep durchs zunächst freie Gelände. Steine spritzten unter den Reifen davon, die Staubwolke hinter uns war gigantisch! Wir ritten wie auf einem Pferd durch die Prärie und hatten Mühe uns festzuhalten. Andrea und ich amüsierten uns köstlich über die Fahrt.
Als wir ins Dschungelgebiet kamen, sah unser Guide, der zusätzlich zum Fahrer dabei war, Tigerspuren auf unserem Weg.
„Tiger. Near here! We waiting!“
Also warten angesagt,
30 Minuten
Eine Stunde
Zwei Stunden…..
Zwischendrin kamen von allen Seiten Jeeps angefahren, die jetzt auch entweder warteten, oder wieder wegfuhren.
Verschiedene Vögel kamen und gingen.
Ein deutschsprachiger Mitfahrer sagte „Only Tiger, Nix anderes“. Er hat insgesamt 10 Safaris gebucht um den Tiger im Vollautomatikmodus seiner Kamera festhalten zu wollen.
Wahrscheinlich lag der Tiger hinter dem nächsten Busch und schlief den Schlaf der Gerechten. Oder lachte sich schepp über uns, die da so brav warteten, bis der Park schließt….
Irgendwann, eine gefühlte Ewigkeit, entschloss sich der Guide, das der Tiger wohl doch nicht mehr käme und wir fuhren weiter.
Jetzt tauchten auch wieder andere Tiere auf, was ein Zeichen wäre, dass kein Tiger in der Nähe ist.
Auf unserer Safari sahen wir leider keinen Tiger, doch was soll‘s. Es sind freilebende Tiere, doch ein Foto von einem Jeep heraus ist kein MUß!
Ein anderer Parkteil mit größerer Wasserstelle wäre wohl zur Tierbeobachtung besser gewesen!
Dafür hatten wir andere Naturerlebnisse und nicht zu vergessen eine abenteuerliche Fahrt durch Steppe und Dschungel……
Unseren Abend ließen wir unter Sternenhimmel mit einem Glas Wein ausklingen.
Ein Gläschen der eher nicht ganz so guten Sorte für umgerechnet fast 10€. Ich verstehe diese krassen Preisunterschiede in Indien nicht wirklich.
Tag 8 – Keoladeo Nationalpark – Agra
Nach einem guten Frühstück geht’s weiter.
Unser Ziel heute die Stadt Agra. Morgen früh wollen wir zum Sonnenaufgang das TajMahal erkunden.
Üblicherweise fahren die Touristen auf dem Weg nach Agra zur Geisterstadt FatehpurSikri, doch wir entschieden uns den Keoladeo National-/Vogelpark zu besuchen um auch mehr landschaftliche Aspekte in unsere Reise einzubauen.
Keoladeo war ursprünglich das private Entenjagdrevier des Maharajas von Bharatpur. In der Sumpflandschaft überwintern viele Wasservögel aus Afghanistan, Turkmenistan, China und Sibirien. Über 364 Vogelarten einschließlich des seltenen Nonnenkranichs wurden beobachtet.
Hier können wir leider nicht lange bleiben. Da wir ja schon länger wieder im Auto gesessen haben, verzichten wir darauf (gegen jede indische Logik), uns mit einer Rikschka durch den Park fahren zu lassen. Stattdessen mieten wir uns Fahrräder und tauchen damit in eine wundervolle Landschaft mit vielen Tieren, vor allem Vögeln, ein.
Weiter geht’s zur vorletzten Etappe unserer Reise nach Agra
Ich zeige unserem Fahrer ein Foto von der anderen Seite des TajMahal. Mir erschien es ein schöner Ort um den ersten Blick auf das phantastische Gebäude zu erhaschen und vielleicht ein schönes Foto bei Sonnenuntergang zu bekommen.
Er kennt die Stelle und fährt uns zum Ufer des Yamuna-Flusses. Doch leider war es etwas bewölkt, was den tollen Blick auf das TajMahal aber keinen Abbruch tat.
Eine halbe Stunde später erreichten wir Agra.
Es herrscht viel Verkehr und in den schmalen Straßen wird gedrängelt und gehupt wie überall in Indien.
Auf meiner Karte ist die Stadt ein kleiner Fleck im Vergleich zu Delhi,und doch hat sie über 1.300.000 Einwohner.
Nach CheckIn im unserem Hotel Clarks Shiraz besuchten wir das dortige Dachterassenrestaurant, um auch von dort einen Blick auf das TajMahal zu erhaschen. Doch da es dunkel war und dieses nicht angestrahlt wird, funktionierte das nicht.
Das Essen war klasse, nur tauchten hier die ersten Moskitos auf, die unser Kellner (fast) erfolgreich mit speziellen Kerzen fernhielt.
Ab ins Bett. Morgen müssen wir früh aus den Federn.
Tag 9/10 – Agra – Delhi
6 Uhr, aufstehen! Vor dem Frühstück geht’s los. Unser Fahrer setzt uns am Eingangstor zum TajMahal ab, von wo aus wir noch ein paar hundert Meter zum Ticketschalter laufen müssen. Noch ist es dunkel. Die Morgendämmerung kommt so langsam hervor.
Wir mussten nun an getrennte Schlangen anstehen, von denen es vier an der Zahl gab: Männer und Frauen (Ausländer) und Männer und Frauen te(Inder). Im Reiseführer haben wir schon gelesen, dass man das Eintrittsgeld passend bereit zu haben hat, da hier viel über die Dreistigkeit des Personals bekannt ist: „Haben kein Wechselgeld“ etc.
Nach zögerlichen Anlauf des „Kassensystems“ hatten wir es geschafft! Es wurde auch schon langsam viel heller.
Der indische Grossmogul Shah Jahan erbaute das Taj-Mahal 1631 für seine Lieblingsfrau MumtazMahal, die bei der Geburt ihres 14. Kindes starb. Untröstlich über ihren Tod lies er dieses Grabmal für sie errichten.
Es haben an diesem Bau 37 Architekten, 20.000 Arbeiter und über 1.000 Elefanten gearbeitet. Die Arbeiten dauerten 22 Jahre und es wurden Edel-und Halbedelsteine aus dem ganzen Orient zusammengetragen.
Das Mausoleum ist eingerahmt von vier Minaretten, die sich leicht nach außen neigen. So können sie im Falle eines Erdbebens nicht das Grabmal beschädigen. Auf der einen Seite liegt das sogenannte Gästehaus und auf der anderen die Moschee. Die gesamte Anlage hat eine vollkommene und harmonische Symmetrie.
Nach Fertigstellung des TajMahals wollte der damalige Herrscher auf der gegenüberliegenden Flussseite eine Kopie des Grabmales bauen, diesmal jedoch in schwarzem Marmor. Dort sollte er selbst bestattet werden. Doch sein ehrgeiziger Sohn Aurangzeb verhinderte dies, indem er ihn entmachtete und so musste Shan Jahan die letzten acht Jahre seines Lebens eingesperrt im Fort von Agra verbringen. Er wohnte dort in seinen Gemächern und hatte Blick auf das Grabmal seiner geliebten Ehefrau Mumtaz. Er wurde nach seinem Tod im TajMahal an der Seite seiner Gemahlin beigesetzt.
Wir gingen Richtung Eingang um die Ecke, und:
Abermals getrennte Warteschlangen zum Sicherheitscheck. Rucksäcke aller Art, Wechselobjektive, Ersatzakkus für die Kamera sind verboten! Ich war drauf vorbereitet und drückte Andrea meine Zweitkamera mit passender Optik in die Hand. Kurioserweise endeten alle vier Warteschlangen in einem Checkbereich, so dass es eigentlich egal war, wo man vorher gewartet hat…
Mit etwas Tageslicht im Rücken ging es zum berühmten Standpunkt, wo gefühlt jedes TajMahal-Foto entsteht. Schon beeindruckend.
Mit jedem Lichtwechsel sah das TajMahal anders aus. Ein wirklich faszinierendes Bauwerk von Außen, aber von Innen nichts als karge Wände und zwei Sarkophage.
Sonnenstrahlen brechen sich und schöne Lichtspiele ergeben sich.
Ich habe Hunger! Wir brechen auf zum Frühstück im Clarks:
Ich versinke in einer roten Plüschbank und komme mir vor wie ein Schulkind an den „hohen“ Tischen.
Hier haben wir unser bisher bestes Frühstück mit reichhaltigster Auswahl zu uns genommen. Frisch, vor unseren Augen werden die Eier gebraten. Mir läuft das Wasser noch im Mund zusammen. Genau das Richtige nach dem frühen Aufstehen und der Besichtigungstour.
Vor unserer „Heimfahrt“ nach Delhi, die Tage gingen so schnell rum, wollten wir auch hier in Agra noch ein wenig in die Stadt. Der Sadar-Basar war unser Ziel.
Der Markt ist berühmt für petha (Süßigkeiten), Kleider, Kunsthandwerk und vor allem für Lederwaren.
Andrea kaufte Kamelledersandalen, die ihr gut gefielen. Zu Hause stellten wir fest, dass sie doch stark abfärben.
Man sieht auch überall massige Transportkarren mit Schuhkartons.
Auf geht’s nach Delhi über die Autobahn. Autobahn? Gibt’s das hier? So richtige, mit Leitplanken etc.; Keine Kühe auf der Straße, 100 km/h schnell fahren!!
Aber aufgepasst. Der Schein trügt. Hunde könnten die Wege kreuzen, hier ist sehr wenig Verkehr und daher ist die Autobahnfahrt langweilig zu befahren. Dadurch besteht auch auf längeren Fahrten die Gefahr einzuschlafen, da die Fahrer solche Fahrweisen nicht gewohnt sind.
Vor Delhi kommen wir in eine Polizeikontrolle. Ich weiß nicht, ob man es öffentlich sagen darf, aber jeder weißt einen darauf hin, dass die Polizei in Indien korrupt wäre. Der Polizist wollte (für eine nicht begangene Ordnungswiedrigkeit) Geld, doch unser Fahrer weist darauf hin, dass er zwei Europäer an Bord hätte, die dringend zum Flughafen müssten. Wenn diese ihren Flug verpassen würden, wäre er Schuld daran. Das saß! Sofort konnten wir weiterfahren, ohne eine Rupie zu zahlen.
Vorbei an gefühlten 1000 Rohbauten von Hochhäusern. Alles für die kommenden Angestellten der boomenden outsourcingden Firmen, die weltweit hier günstige Arbeitsplätze für Callcenter etc. wittern.
Auch an einer recht neuen Formel-1-Rennstrecke kamen wir vorbei. Das war u.a. der Grund für diese neue Autobahn! Unvorstellbare Summen wurden hier ausgegeben. So ein krasser Wiederspruch zur doch überwiegend ärmlichen Bevölkerung.
An diesem letzten Abend erwartete uns ein starkes Unwetter in Delhi.
Soviele Fahrad-, Motorradfahrer und Fußgänger konnten unter den wenigen Brücken keinen Schutz suchen und waren dementsprechend platschnass.
Müde und K.O. kehrten wir unserm Hotel ein. Dasselbe, das wir auch am Beginn unserer Rundreise in Delhi hatten. Nur dass wir nun eine ganze Suite unser eigen nennen konnten. Unglaublich. Zwei große Zimmer, ein Ankleideraum und ein Riesenbad mit Dusche und Badewanne.
Unsere letzte Nacht in Indien! Die Tage gingen so schnell rum…
Tag 10 – Delhi – Abflug
Zeitiges Aufstehen am letzten Tag in Indien.
Nach einem guten Frühstück brachen wir zum Flughafen auf und mussten nun auch von unserem Fahrer Abschied nehmen.
Für ihn wurde es auch Zeit zu seiner Frau zurückzukehren. Drei Tage später wurde er Vater eines Sohnes.
Bei der Ankunft ist mir das gar nicht so bewußt aufgefallen, doch der ganze Flughafen ist mit Teppichen ausgelegt!
Nach CheckIn und einer etwas längeren Wartezeit starteten wir auf einen langen Flug Richtung Heimat. 6800 km Flugstrecke, laut Bordcomputer. Die Aussicht über Berge und Meere unterwegs war phantastisch.
Touch Down – Frankfurt Airport – Gepäckausgabe –Zug –Heimfahrt
Wie schnell 10 Tage vergehen!
Incredible India –
Ich glaube du siehst uns wieder….
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